Jetzt kommt die Zeit, da habe ich mal wieder Garten-Sehnsucht! Ach, ein eigener Garten, wann ist es endlich soweit? Türen auf, Kinder raus. Ostereier im eigenen Garten verstecken. Ganze Sonntage auf dem Liegestuhl verbringen. Weiter Blick übers eigene Grün. Abends draußen essen und sommerliche Cocktails trinken… Aber sind wir ehrlich: im Moment sind wir noch weit von unserem Traum entfernt. Und der einzige Garten, der in nächster Zeit vielleicht mal möglich ist, ist ein Fleckchen Rasen hinterm Reihenhaus… Ziemlich langweilig, brav und spießig. Aber lässt sich daraus nicht trotzdem mein Gartentraum im englischen Stil zaubern? Und bekomme ich den gleichen verwunschenen Charme auch auf meinem Balkon?

Cottage Garten statt Handtuch mit Blümchenborte

„Ja!“, sagt Sarah Stiller. Ihre Vision: Schluss mit langweiligen Gärten, mehr Platz für Blütenüberfluss und Lebensfreude! Ihre Mission: möglichst viele zu begeistern, das umzusetzen. Besonders Gärten, die aussehen wie „Handtücher mit Blümchenborte“, Beton-Pflastersteine und die praktischen Plastikmöbel mit Wachstuchdecken sind Sarah ein Dorn im Auge. Geordnete Verhältnisse im Vorgarten – zu langweilig. Stattdessen sind Blütenpracht und Blumenfülle nach dem Vorbild englischer Cottage Gärten ihre Leidenschaft. Sie möchte die Verwunschenheit, Romantik und perfekte Nachlässigkeit englischer Cottage Gärten in die hiesigen vier Zäune bringen. Zeigen, dass es nicht mehr Arbeit, sondern mehr Freude macht und die Lebensqualität steigert. Auf MY COTTAGE GARDEN zeigt Sarah, wie man einfach, ohne viel Aufwand und mit kleinem Budget seinen Garten in ein blühendes Paradies verwandeln kann.

Lässig, elegant und dazu noch very british? Das hört sich doch schon viel mehr nach uns an! Deshalb bat ich Sarah, uns in die wichtigsten Geheimnisse eines Cottage Garten einzuweihen. Was ist ein Cottage Garten? Wie bekomme ich das hin – auch im Handtuch-Garten hinterm Reihenhaus und als absoluter Garten-Neuling? Was macht diesen Gartenstil so praktisch für Familien? Und für alle, für die der Gartentraum noch weit entfernt liegt, gibt Sarah noch Tipps zum Cottage Garten auf dem Balkon. Los geht’s:

Romantisch und nützlich zugleich – das ist ein Cottage Garten
Ursprünglich war der Cottage Garten angelegt, um auf kleinstmöglichem Raum die größtmögliche Ernte zu erbringen und somit das Überleben der Cottage-Bewohner zu sichern. Die Blumen dienten damals als heilende Helfer oder zum Anlocken von Nützlingen. Erst als das Bürgertum und ambitionierte Künstler aus der Stadt das Landleben und damit den Cottage Garten für sich entdeckten, wurde aus dem Nutzgarten das ländliche Idyll mit seinem bis heute unverwechselbaren Flair. Inzwischen ist er der Inbegriff von Charme und Nonchalance, von der Sehnsucht zum ursprünglichen Leben, fernab von Smartphone und WLAN.

Ob Altbauvilla, Reihenhaus oder Kreation im Bauhaus-Stil, der Cottage Garten erweist sich als guter und äußerst schmucker Partner und adelt in vielen Fällen das Haus.
Auch wenn der Cottage Garten im ersten Moment wirkt als ob ihn die Natur selber angelegt hätte, folgt er dennoch einem durchdachten Konzept. Allerdings sollte man ihm weder die Planung noch die Arbeit ansehen.
Durch seine Blütenfülle und das bunte Nebeneinander von Obst, Gemüse und Blumen ist er besonders auch für Kinder ein lebendiges Forschungslabor zur Beobachtung von Insekten, Vögeln und dem Kreislauf der Natur. Und wie wertvoll sind Kindheitserinnerungen, in denen der ursprüngliche Geschmack selbstgepflückter Himbeeren ein Leben lang bewahrt bleibt.

Anfangen – die sechs wichtigsten Schritte zum Cottage Garten
1. Zuerst einmal: Ramblerrosen
Der vielleicht einfachste und wirkungsvollste Schritt. Das Pflanzen einer (oder am besten mehrerer) Ramblerrosen. Diese kleinen Kletterkünstler erklimmen kahle Wände, alte Schuppen oder in die Jahre gekommene Obstbäume und erfreuen den Gartenbesitzer mit einer unglaublichen, romantischen Blütenfülle. Und im Herbst und Winter zieren tausende Hagebutten den Garten und bieten Vögeln eine wertvolle Nahrungsquelle.
Eine ideale Ramblerrose für einen Haushalt mit Kindern ist die STACHELLOSE WEISSBLÜHENDE LYKKEFUND.

2. Hoch hinaus
Statt niedriger Pflanzen wählt man am besten hohe! Rittersporn, Stockrosen, Phlox, Wicken, argentinisches Eisenkraut oder Strauchrosen sind hervorragend geeignet. Und bei der Pflanzenwahl wirklich auf die Höhe der individuellen Sorte achten. Astern gibt es mit 20 cm bis hin zu 150 cm.

Auch Fingerhut ist übrigens eine wundervolle Cottage-Garten-Pflanze, die allerdings auf Grund ihres starken Gifts nicht bei kleinen Kindern geeignet ist.
3. Mit Sommerblumen den Garten pimpen
Vorgezogene Sommerblumen wie Kosmeen, Löwenmäulchen oder Wicken füllen schnell leere Löcher im Beet und blühen unermüdlich bis zum ersten Frost. In Zinkwannen oder in kleinen Hochbeeten unterbrechen sie eintönige Rasenflächen und geben dem Garten eine nostalgische Note.

4. Shabby, Vintage und bloß keine weißen Plastiksessel
So praktisch diese weißen Gartenmöbel auch sein mögen – in einem Cottage Garten haben sie nichts verloren! Vielmehr gehören verwittertes Holz, Eisen (mit Patina!) und natürliche Materialien in den Garten. Auch die Wahl des Zaunes sollte lieber auf einen z.B. Staketenzaun als auf einen Maschendraht fallen.

Gerade was das Thema Kinderspielzeug im Garten angeht, ist es durchaus eine Herausforderung, ästhetische Kompromisse zu finden. Ein Plastikspielhaus in rosa? Das blau-schwarzes Trampolin? Oder der überaus farbenprächtige Kunststoff-Fuhrpark des Nachwuchses? Autsch. Aber auch hier gibt es hübsche Alternativen. Warum nicht ein selbstgeflochtenes Tipi aus Weidenruten, eine Holzschaukel oder ein kleines Schwedenhäuschen? Ein normaler Sandkasten sieht gleich viel hübscher aus, wenn er salbeigrün oder blaugrau gestrichen ist. Oder eine alte Holz-Weinkiste, die von den Kindern mit Radieschen, Erdbeeren und Schnittlauch bepflanzt wird.
5. Hochbeete und Gemüsebeete
Selbst im kleinsten Garten lässt sich meist irgendwo ein sonniges Plätzchen für ein kleines Hochbeet finden. Auch hier bitte, bitte Kunststoff meiden und lieber auf natürliche Materialien wie Holz oder Stein zurückgreifen. Sehr schön sind kleine Hochbeete aus Haselnussruten. Und zwischen die Salatköpfe und Kräuter können selbstverständlich wieder ein paar Blumen gepflanzt werden. Kamille zum Beispiel. Duftet, hält die Schnecken ab und gleichzeitig können die Teereserven für den Winter aufgestockt werden. Oder Hornveilchen. Sie sehen bezaubernd aus und schmücken jeden Salat oder kolorieren die Nachspeise. Ein Mini-Bauerngarten sozusagen. Nur sollten die Pflanzen sich untereinander verstehen – es gibt Kombinationen, die besser sind als andere.
6. Laisser faire und den Garten genießen!
Nicht perfekt ist perfekt: Auch wenn das Vergissmeinnicht oder Hornveilchen im ersten Moment nichts neben dem Beet auf dem Kiesweg zu suchen haben – sich von der Natur überraschen lassen, Üppigkeit Raum geben, nicht alles kontrollieren wollen und über diese kleinen Wunder staunen. Statt sich über den Löwenzahn im Rasen aufzuregen, lieber die Biene vom Liegestuhl aus beobachten, die sich dort den ersten Nektar holt.

Den Garten aus tiefstem Herzen genießen, einen Strauß für den Küchentisch pflücken und sich an den kleinen und großen Wundern der Natur erfreuen, das gehört zur Cottage-Garten-Philosophie.
Und: dieser Stil ist doch viel besser ins Familienleben zu integrieren als ein pflegeintensiver Golfplatz-Rasen und akkurat geschnittene Buchsbäume!
Auf dem Balkon oder: Cottage Garten ohne Garten
Kein Garten? Dafür einen Balkon oder eine Terrasse? Kein Problem – hierher lässt sich ebenso das Lebensgefühl des Cottage Gartens holen.

Es gibt fertige Weidezaun-Elemente, die den Balkon in Wand- oder Geländerhöhe einrahmen und unschöne Oberflächen kaschieren. Oder die Verwendung eines Stücks Staketenzaun, der mit bepflanzten, hängenden Körben oder Emaille-Milchkannen mit Blumensträußen Cottage-Garten-Flair entstehen lässt.
Zinkwannen, Möbel vom Flohmarkt statt vom Baumarkt, nostalgische Etagèren aus Eisen und rustikale Pflanzleitern aus Holz. Oder einfach nur ein schön lackiertes Brett an der Wand, darauf kleine Tontöpfe mit Thymian, Rosmarin und Minze.

Gerade im Frühling ist eine unwiderstehliche Mischung rosa Tulpen mit Vergissmeinnicht zu kombinieren. Oder einen bepflanzten Korb mit Hornveilchen und Bellies.
Auch gibt es Rosen, die sich in Töpfen durchaus sehr wohl fühlen. Die Rosa moschata Ballerina zum Beispiel. Oder das kleine Blühwunder Sternenflor. Diese kombiniert mit Katzenminze, Storchenschnabel oder Ziersalbei sehen wunderschön aus.
Sarah und ihr Cottage Garten
Alle Fotos (bis auf die Produktbilder) hat Sarah uns zur Verfügung gestellt und sind ausnahmslos in ihrem eigenen Cottage Garten am Ammersee entstanden.
Sarah ist verheiratet, hat drei Söhne im Alter von zwölf, zehn und zwei und arbeitete – bevor sie dem Grün vor ihrer Haustür komplett verfiel – in der internationalen PR, mal angestellt, mal selbstständig.
Sie ist als Mitglied der RHS Royal Horticultural Society Stammgast bei der Chelsea Garden Show, zudem aktiv in der Cottage Garden Society und arbeitet derzeit an ihrer Zertifizierung zum British Cottage Garden Designer.
Und – sie hat meist Erde unter den Fingernägeln.
Noch mehr Tipps und bezaubernde Garten-Eindrücke gibt es auf MY COTTAGE GARDEN.
Übrigens: „The Salonette Stories“ ist mein Mama-Blog für München und Hamburg. Wollt Ihr ein bisschen mehr von mir und meiner Familie sehen und immer up to date sein? Dann folgt mir auf Instagram oder Facebook. Ich freue mich auf Euch!
Nomen49 meint
Da freut sich der Gärtner. Auch besonders Hortensien eignen sich für kleine und große Gefäße und sind sehr flächig blühend . Sie sind anspruchslos, kommen jedes Jahr wieder, brauchen aber ausreichend Wasser. Die modernen Hortensien können früh blühen oder auch das ganze Jahr über immer wieder neue Blüten austreiben (Endless Summer). Und bei deinem Balkon-Bild kommen die multicolor Hortensien (grün oder hinten auf dem Tisch in weiß) auch sehr gut zur Wirkung.
Sarah meint
Hallo Nomen49!
Ja, da hast Du Recht! Hortensien sind toll.
Gerade wenn der Standort nicht vollsonnig ist, eignen sich Hortensien, da diese auch an schattigeren Plätzen gut zurecht kommen. Wer sich wundert, warum seine blauen Hortensien plötzlich rosa werden, dann liegt das daran, dass die Blüten in „saurer“ Umgebung blau sind, ist der Boden alkalisch, werden sie rosa. Wer also lieber Blaue mag, sollte dem Boden Aluminiumsulfat zufügen.
Liebe Grüße!
Sarah
Nomen49 meint
Hallo Sarah
Auch Kletterhortensien machen sich schön auf Balkonen, wenn sie an der Hauswand ranken. Man darf sie nur nicht zu radikal schneiden, weil alle traditionellen Sorten im folgenden Jahr nicht blühen, wie jeder Hortensien-Freund leidvoll erfahren muß. Nur neuere Sorten, wie eben Endless Summer und vergleichbare Hybride blühen auch aus dem grünen Trieb. Schön ist es auch, aus speziell angeschnittenen Blättern mit Hilfe von Wurzelhilfe im Topf neue Pflanzen selber zu ziehen: Man fühlt sich ein wenig wie der liebe Gott. Und man lernt Geduld: Den Trieb, die Blätter, die Knospen, die Blüten kann man nicht kaufen, die entstehen einfach unter unseren Augen.
Schön für dich und uns liebe Sarah, daß du dich um Gärten kümmerst. Du hast Geschmack und einen grünen Daumen
Sylke meint
Hallo Sarah,
Du hast geschrieben, dass man darauf achten soll, dass man bei einem Gemüsebeet die richtige Kombination beachten soll. Welche passen denn gut in einem Kräuter – und Gemüsebeet zusammen!
LG
Sarah meint
Hallo liebe Sylke,
das ist tatsächlich eine Wissenschaft für sich (wo ich auch immer wieder nachschauen muss ☺️). Am besten googlest Du tatsächlich nach Mischkulturtabellen. Ich mache mir immer eine Liste was ich anpflanzen will, und dann mach ich mir Skizzen und puzzle ein bisschen rum. Gut ist z.B. Tomate/Basilikum (nicht nur auf dem Teller!), Karotten mit Schnittlauch und Radieschen, Gurken mit Borretsch oder Dill, Bohnen und Mais….
Viel Erfolg dabei!
Liebe Grüße,
Sarah