Zürich im Sommer. Das ist ein Heimspiel für mich. Zehn Jahre lang habe ich in der Stadt gelebt und mein Großer ist sogar dort im Unispital auf die Welt gekommen. Nun war ich für einen einwöchigen Städtetrip mit meinen beiden Kindern wieder da und habe die Stadt aus einem ganz anderen Blickwinkel erlebt: Zürich mit Kindern.
Mein ABC des Zürcher Sommers
Zum Glück haben viele meiner Zürcher Freundinnen inzwischen auch Kinder bekommen. So hatten wir nicht nur nette Playdates, sondern auch ein paar echt aktuelle Insider-Tipps. Zusammen mit meinen Highlights von früher habe ich nun die besten Empfehlungen für Zürich mit Kindern im Sommer zusammengefasst:
Wie Zürcher Kinder Eiscreme nennen und wo sie am Besten schmeckt.
Wie auch Plantschen ein anspruchsvolles Kulturprogramm sein kann.
Und wo wir die entspannteste Zeit mit Bratwurst und Co. hatten.
Also Glacé, Badi, Cervelat: mein Zürcher Sommer-ABC!
S' Glacé bitte! - die besten Gelaterias
Obwohl die Stadt von ihren Cafés und ihren Plätzen lebt, gibt es erstaunlich wenig gute Eiscafés, pardon "Gelaterias". Und was bestellt man dann dort? Bitte kein "Eis", denn das heißt hier "Glacé"! Wer seines also gleich so nennt, hat bewiesen, dass er kein stumpfer Tourist ist. Und wer die zweite Stolperfalle bei der Aussprache noch umschiffen kann (das Schweizer "Glacé" wird auf der ersten Silbe betont!), hat sich nun wirklich eine große Portion verdient!
Unsere besten Adressen fürs Glacé
- Gelati am See seit ein paar Jahren eine feste Institution im mobilen Wägelchen direkt am See. Besondere Eissorten zum Mitnehmen auf den Spaziergang. Immer einen kleinen Abstecher wert.
- Gelateria di Berna das Neueste an der Zürcher Glacé-Front. Die kleine Kette aus Bern bringt nun auch in Zürich lässiges Italo-Feeling in die Stadt. Das lieben die Zürcher!
- Eisvogel, Zentrale für Gutes nennen viele das beste Eis in der Stadt. Kleine feine Auswahl an täglich frischen hausgemachten Sorten.
- Mövenpick am Bellevue darf nicht fehlen. Ist vielleicht nicht so exotisch, dafür aber ein Schweizer Klassiker und an dem Waffelduft am Bellevue kann man nicht vorbeilaufen.
- Gelati Gasparini ist am Stiel und gibt es in etlichen Cafés und Kiosken der Stadt. Statt also die Schweizer Langnese (heisst hier "Lusso") zu wählen, sollte man das Schweizer Original probieren.
Badis - Plantsch-Spaß inklusive Kultur
Die Zürcher Badeanstalten sind legendär und im Züricher Sommer sollte man mit Kindern gleich ein paar davon ausprobieren. Wer nun denkt, das sei doch "nur Plantschen", der irrt gewaltig!
Die Badis sind ein wichtiger Teil der Schweizer Kultur und Zürichs Badis sind etwas ganz Besonderes: teilweise mitten in der City gelegen und ansonsten zumindest fußläufig von dort zu erreichen, sind sie ein fester Bestandteil des Stadtlebens.
Und auch die Badi-Architektur in Zürich ist wirklich bemerkenswert. Viele der Badis sind sogar im höchsten Rang unter Denkmalschutz gestellt. Also unbedingt sehenswert und eine einmalige Möglichkeit, Spaß für die Kleinen mit Stadtkultur für die Großen zu verbinden!
Unsere liebsten Badis
1. Frauenbadi in der Limmat
Ein kleines Jugendstil-Juwel mitten in der Stadt: Die Frauenbadi wurde Mitte bzw. Ende des 19. Jahrhundert als Hygienebad für Frauen errichtet. Und auch heute dürfen tagsüber nur Frauen und Kinder bis 6 Jahre hinein. Für unsere kleine Reise-Konstallation mit Mami und zwei Kleinkindern also ganz passend. Ein kleines Nichtschwimmer-Becken sorgt für die nötige Abkühlung, allerdings ist hier Toben und Plantschen nicht so gerne gesehen.
2. Flussbadi Unterer Letten
Besonders urban gelegen ist die Badi Unterer Letten und sehenswert aufgrund ihrer Holzkonstruktion von 1900. Das erste Schweizer Bad der "Körperkult"-Bewegung, d.h. nicht nur zur Hygiene, sondern zum "Wasser-, Luft- und Sonnenbad". Zum Vergnügen! Im Flussbereich ist die Badi für Kinder gesperrt: zu stark die Strömung, zu schmal die Stege. Im oberen Bereich befindet sich aber zusätzlich eine Liegewiese mit Babybecken, Wasserbrunnen und kleiner Rutsche.
3. Badi Utoquai
Wunderschön und sehenswert ist die historische Anlage Utoquai, die wie die Frauenbadi Ende des 19. Jahrhunderts als "Badepalast" erbaut wurde. Mehrere Sonnenterrassen, Floße im See und zwei Schwimmbecken sind für größere Kinder toll. Mit kleineren Kindern ist es leider einfach zu eng und zu unübersichtlich.
4. Strandbad Mythenquai
Perfekt mit Kindern sind die Strandbadis! Allen voran das Strandbad Mythenquai , das man bequem von der Innenstadt zu Fuß erreichen kann. Riesige Rasenflächen unter Bäumen, ein Sandstrand und großer Plantsch-Bereich sind ideal für einen Badetag mit Kindern. Die Gastronomie wird hier von Hiltl geführt, und das Angebot ist mit Kinderbuffet und -preisen genau auf Familien ausgerichtet.
Die Umkleiden aus den 50ern im sogenannten "Landi-Stil"wurden gerade behutsam renoviert, das Kioskgebäude ist ein Neubau von 2014. In einem großen Architekturwettbewerb setzte sich ein Projekt durch, das beides (sehr diplomatisch!) verbindet: ein feinfühliges Zitat des vorhandenen Stils und eine frische moderne Erscheinung. Ein gutes Beispiel der aktuellen Schweizer Architektur!
5. Strandbad Tiefenbrunnen
Auf der gegenüberliegenden östlichen Seite, der sogenannten "Goldküste" ist das Strandbad Tiefenbrunnen mit Sprungtürmen, spektakulärer Rutsche in den See und großen Liegewiesen. Für Kinder gibt es einen separaten Plantsch-Bereich.
Badi-Geheimtipp 1: Küsnacht
Etwas weiter entfernt von der Innenstadt, aber mit der S-Bahn schnell zu erreichen sind die zwei Badis in Küsnacht. Während das Strandbad Küsnacht ein beliebtes Familienbad ist, ist die Badeanlage Kusenbad ein echter Geheimtipp. Sie ist etwas kleiner (und eher für Schwimmer), aber hier kommt richtig mediterranes Flair auf!
Badi-Geheimtipp 2: Freibad mit Geschichte
In den Freibädern sind vor allem die Stadtzürcher besonders gerne. Das Freibad Letzigraben ist ein Architektur-Klassiker, in den 40er Jahren im sogenannten Landi-Stil erbaut. Dabei ist besonders der Pavillon mit breiter Freitreppe populär geworden. Entworfen ist er übrigens vom Schweizer Kult-Schriftsteller (und Architekten!) Max Frisch.
Cervelat & Co. - Essengehen mit Kindern im Sommer
Nur von Sonnenbaden und Glacé kann man nicht leben. Der Schweizer kombiniert im Sommer natürlich seine geliebte Cervelat dazu! Die Wurst genießt man hier in etlichen Varianten, vom Wurstsalat bis gekocht. Am Liebsten aber als Bratwurst, die typischerweise an den Enden eingeschnitten ist. Dazu gibts ein Bürli (Brötchen) oder Härdöpfelsalat (Kartoffelsalat). Das entspannteste und authentischste Sommerabendessen in Zürich mit Kindern.
Unsere Cervelat-Favoriten
- Cervelat am See: Die Fischstube ist ein elegantes See-Restaurant mit Bar und tollem Blick über den See. Relativ unbekannt ist der angrenzende kleine Biergarten, in dem man mindestens so lauschig sitzt, aber weder die schicken Cocktail-Gäste stört noch deren Preise zahlt.
- Cervelat im Park: Der solide Kiosk Josefswiese ist eine geniale Ausgangslage für einen gemütlichen Abend mit Kindern auf der Josefwiese. Während die Großen beim Panaché sitzen, haben die Kinder mit Wasser, Wiese und Spielplatz endlich mal richtig Platz zum Toben.
- Cervelat im Biergarten: Nebenan in Frau Gerolds Garten geht es etwas hipper zu. Ein bisschen Zirkus-Atmosphäre mit Zeltdächern, bunten Lichterketten und Holzkisten. Entspannt und spaßig mit Kindern.
- Cervelat am Bellevue: Viele bezeichnen die Wurst vom Sternengrill als die Beste von Zürich, deshalb darf sie in dieser Aufzählung nicht fehlen. Mit Kindern finde ich es hier allerdings zu trubelig und eng.
- Cervelat an der See-Promenade: Wer vom Bellevue am See entlang spaziert, sollte eine kleine Pause bei der Pumpstation einlegen. Ein Bier und eine Wurst, dabei der Blick auf alle vorbei flanierenden Gestalten... ein Klassiker!
Pizzeria-Geheimtipp
Santa Lucia am Bellevue. Unser liebster Pizza-Italiener, zuverlässig, bezahlbar und immer freundlich. Deshalb mit Kindern genau richtig.
Cafe-Geheimtipp
Milchbar neben der Bahnhofstrasse. Schnell eine Pause beim Shoppen - das machen wir am liebsten hier. Im schönsten Hinterhof der Stadt ist es lauschig und ruhig, während die Kinder am Brunnen spielen können.
Zürich mit Kindern
Nach einer Woche Zürich mit Kindern bin ich wieder einmal verliebt in meine alte Heimat. Gerade im Sommer bietet die Stadt perfekte Voraussetzungen für eine entspannte Zeit: den See vor der Nase, viele Grünflächen im Stadtgebiet und vor allem lässt sich die "kleinste Weltstadt" absolut bequem zu Fuß oder mit dem "Trotti" (Roller) erobern. Und wenn man sich an meinen Empfehlungen orientiert, taucht man mit Sicherheit direkt ins echte Zürcher Sommerleben ein und kommt dazu noch in den Genuss vom reinsten Züri-Dütsch. Ciao zäme!
PS: Zürich-Wimmelbuch als Reiseführer
Zürich ist sowieso eine Schweizer Stadt wie aus dem Bilderbuch. Deshalb lieben wir umso mehr das wunderbare Zürich-Wimmelbuch, in dem alle Hotspots der Stadt gezeigt werden: der Untere Letten, der Helvetiaplatz, die Chinawiese oder der Sechseläutenplatz. Exotische Namen, die man sich ruhig schon vor der Reise gemeinsam auf der Zunge zergehen lassen kann. Als wir schließlich dort waren, war es unser großformatiger Reiseführer und es gab jede Menge Momente des Wiedererkennens!
Übrigens: "The Salonette Stories" ist mein Mama-Blog für München und Hamburg. Wollt Ihr ein bisschen mehr von mir und meiner Familie sehen und immer up to date sein? Dann folgt mir auf Instagram oder Facebook. Ich freue mich auf Euch!