Die Schuhsammlung meines Sohnes nimmt langsam wirklich beeindruckende Ausmaße an. Denn was braucht man nicht alles? Gummistiefel, warme Stiefel, Kindergartenstiefel, Turnschuhe, schöne Sommerschuhe, feste Winterschuhe, Hausschuhe... Unabhängig von der schieren Anzahl der Schuhe sind sie ein ziemlich flächendeckender Bestandteil unserer Garderobe: sie bedecken dort tatsächlich fast immer den ganzen Boden. Neben den sich türmenden Schuhbergen gibt es aber noch ein viel leidigeres Thema mit den Schuhen: das An- und Ausziehen!
Etwa mit eineinhalb beginnen Kinder, die Schuhe selbst an- und ausziehen zu wollen. Aber bis ins Kindergarten- und sogar Schulalter sind wir Eltern damit beschäftigt, kleine zappelige Füsse zu bändigen, Schnürsenkel zuzubinden, Stiefel überzustülpen, Schlappen abzuziehen, Sandalen von Steinchen zu befreien... Immer wieder teils nervenaufreibende Szenen!
Eigentlich würde mein Sohn es gerne immer alles selbst machen, aber die Schuhe wollen einfach nicht wie er. Es ist aber auch ungerecht: bei jedem Exemplar funktioniert das Öffnen und Schliessen anders! Um an der Schuh-Front wieder etwas Frieden in der Familie herzustellen und gleichzeitig den Lernprozess und die Selbständigkeit der Kinder zu fördern, haben wir ein paar einfache Tricks und Hilfsmittel zusammengesucht, die die vier häufigsten Schuh-Pannen verhindern oder zumindest erleichtern können.
Ich wünsche allen Eltern also weiterhin viel Geduld an der Schuh-Front und bitte nie den Spaß an schönen Schuhen verderben lassen!
1 Die Sache mit den Entenfüssen
"Entenfüsse", also die rechts auf links vertauschten Schuhe, sind nicht weiter tragisch, aber sehen einfach komisch aus und können manchmal sogar zu Stolperfallen werden. Wie erklärt man einem Kind, für das die Bezeichnungen "rechts" und "links" noch völlig abstrakt sind, für welchen Fuss welcher Schuh bestimmt ist? Dafür gibt es seit Kurzem eine geniale Erfindung, die "Laufkleber": Ein Motiv, aufgeteilt auf zwei Aufkleber. Für jeden Schuh ein Kleber. Nur wenn die Schuhe richtig herum stehen, ergibt sich das richtige Motiv. Wir haben für die Kindergarten-Hausschuhe natürlich die Feuerwehr ausgewählt. Es klappt noch nicht jedes Mal, aber wenn man ihn darauf anspricht, weiss er sich nun zumindest sehr gut selbst zu helfen und stellt die Schuhe direkt vor sich hin, um die Bildchen noch einmal zu prüfen. Wirklich genial! Hausschuhe von Living Kitzbühel2 Die Sache mit den Schnürsenkeln
Zugegeben - es gibt leider nicht mehr viele Kinderschuhe zum Schnüren. Besonders in Krippe und Kindergarten reagieren die Erzieherinnen auch teilweise sehr allergisch auf Schnürsenkel. Denn sie sagen, wenn sie allen Kindern erst einmal die Schuhe binden müssten, sei die Spielplatz-Zeit schon fast wieder um. Stimmt irgendwie. Und viele Kinder werden erst kurz vor Schulbeginn lernen, selbst richtige Schleifen zu binden. Eine interessante Erfindung, die vor allem für Turnschuhe sehr praktisch ist, sind elastische Schnürsenkel zum Einfädeln. Für die coolen dunkelblauen Turnschuhe haben wir die blaue Mischung ausgewählt und sie sehen richtig witzig aus. Damit sie am Kinderfuß halten, reicht sogar schon eines der Gummibänder, und er bekommt sie mühelos selbst an und aus. Während die Gummi-Schuhbänder für Turnschuhe in Ordnung sind, gibt es allerdings natürlich Schuhe, bei denen wir Eltern einfach schnüren müssen. Für die Schönheit leiden in diesem Fall also wir und unsere Rücken... Damit sich mein Sohn aber möglichst vor der Einschulung doch noch selbst die Schuhe binden kann, habe ich mich in unserem Montessori-Kinderhaus inspirieren lassen und selbst ein Übungsmaterial gebastelt. Geht ganz leicht: auf einen Karton zwei Schuhabdrücke nachzeichnen, Löcher einstechen und Schuhbänder durchfädeln. Noch besser ist es, wenn die Bänder unterschiedliche Farben haben. Bei uns zuhause wird schon fleißig geübt! Turnschuhe von Nike3 Die Sache mit dem Anziehen
So ist es doch eigentlich immer: es soll schnell losgehen, das Kind auf dem Boden sitzend, womöglich schon die dicke Jacke an, die kleinen Fußspitzen widerwillig in den Schuh gebohrt und dann merkt es: es geht nichts weiter. Maaa-mi heeel-fen... Aber klar, so bräuchte ich ja auch Hilfe! Das erste wichtige Utensil in der Garderobe ist ein Kinderstuhl! Und zwar mit einer besonders niedrigen Sitzhöhe von etwa 20cm, so dass die Knie im Sitzen wirklich einen rechten Winkel bilden können. Übliche Kinderstühle haben eine Sitzhöhe von 25 bis 30 cm, deshalb haben wir einem günstigen IKEA Kinderstuhl in der Holzabteilung des Baumarkts die Beine um 10cm kürzen lassen. Das zweite wichtige Utensil ist ein Schuhlöffel. Anstatt mit der Ferse herumzuwühlen oder die kleinen Fingerchen einzuklemmen, kann man es sich ja leichter machen. Mein Sohn hat dafür sogar ein eigenes extra schmales Exemplar bekommen und er liebt es, sein Werkzeug richtig einzusetzen. Seglerschuhe von Jacadi4 Die Sache mit dem Ausziehen
Gerade im Winter sind die Stiefel nass und schmutzig, und wenn wir nach Hause kommen, heißt es als erstes: Schuhe aus! Mit dicker Jacke und müde vom Tag, setzte sich mein Sohn dann am liebsten auf den Boden und streckte mir seine gestiefelten Füße entgegen, damit ich daran ziehe. Neulich habe ich ihm dann mal die Funktion des goldenen Skarabäus, der bei uns in der Garderobe steht, vorgeführt (ähnlich hier). Nein, kein Briefbeschwerer, kein Wurfgeschoss, keine Dekoration. Ein wahnsinnig praktisches Käferchen, das auch mir täglich brav die Schuhe auszieht, wenn ich mit schlafendem Baby oder Einkaufstüten auf dem Arm in die Wohnung komme. Der Stiefelknecht hat ihn sofort sehr fasziniert. Es erfordert schon ein bisschen Übung, besonders das Gleichgewicht zu halten. Hierzu kann übrigens die Stuhllehne des Kinderstuhls wieder sehr hilfreich sein. Inzwischen ist es jedes Mal ein schöner Spaß und das Stiefel-Ausziehen ist zu einem echten Selbstgänger geworden. Gummistiefel von AigleIch wünsche allen Eltern also weiterhin viel Geduld an der Schuh-Front und bitte nie den Spaß an schönen Schuhen verderben lassen!