Typisch Großstadtkinder: Meine Beiden wissen genau, wie man mit dem Laufrad kurz vor der roten Ampel bremst und wie weit der Hüpfer vom Bahnsteig in die U-Bahn bemessen sein muss, um nicht im Spalt dazwischen zu landen. Sie lieben es, am Barockbrunnen zu plantschen und Eis in der Fußgängerzone zu essen. Zum Klettern gehen wir auf den Spielplatz und Regennachmittage verbringen wir im Museum. Im Jagd- und Fischereimuseum oder im Botanischen Garten gibt es immerhin eine Ahnung von echter Natur. Und ganz kleine Pflanzen und Tiere finden wir auch hin und wieder: Regenwürmer sind eine Sensation und der Auftritt eines Eichhörnchens wird fleißig beklatscht. Ja, Großstadtkinder eben!
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Woher kommen die Eier?
Dass das Essen nicht direkt im Supermarkt wächst, wissen sie natürlich. Aber woher genau kommen die Eier? Und die Wurst, die wir lieben? Und die Milch, die bei uns literweise getrunken wird? Die vielen Kinderbücher, die es im Buchhandel gibt und die diese Fragen beantworten wollen, zeugen eindeutig von einem gewissen Nachholbedarf bei diesem Thema... Zeit einen Bauernhof zu besuchen! Das Wort allein löst bei meinen Kindern sofort Verzückung aus, denn in den Köpfen ist es genauso wie in Astrid Lindgrens Büchern: blankgeputzte Traktoren, freilaufende Hühner und fröhlich grunzende Schweine. Natürlich keine Legebatterien, keine engen Ställe oder Antibiotikum-Futter... Wie passt das aber nun zusammen? Wie zeige ich meinen Kindern, woher das Essen kommt, aber erspare uns den Anblick von eingepferchten Tiermassen und anderen traurigen Realitäten? Auf der anderen Seite wollen wir aber auch kein Freilicht-Museum, keine "Bauernhof-Show". Sondern einen großen Bauernhof, voll in Betrieb und echte Lebensmittel produzierend!Die Hermannsdorfer Landwerkstätten
So kamen wir also zum größten Bio-Bauernhof der Region, den Hermannsdorfer Landwerkstätten. Besonders für Kinder werden dort einige tolle Aktivitäten angeboten, die in der nahegelegenen Großstadt München - wie sollte es anders sein - noch gar nicht bekannt sind: Es gibt Besichtigungen und Führungen auf dem Hof und den Feldern und Wäldern. Spaziergänge übers Gelände, ein "Hofmarkt" mit allen Lebensmitteln vom Hof, ein zünftiges Mittagessen im Wirtshaus oder Austoben auf dem Spielplatz - für jeden ist tatsächlich was dabei! Wer einfach so vorbeikommt, schaut sich selber um: die Schweineställe und -weiden, die Hühner-Wiesen und die Backstube. Auch die Metzgerei, denn die gehört nun mal dazu. Es gibt keine Tabu-Zonen, in denen Besucher keinen Zutritt oder nicht zumindest einen Einblick hätten."Eierpflücken" und mehr
Am Wochenende gibt es spezielle Hofführungen, teilweise sogar mit Verkostungen. In den Ferien werden auch während der Woche Führungen angeboten. Dort haben wir uns für eine zweistündige Hofführung mit "Eierpflücken" entschieden. Denn das war der ausdrückliche Wunsch meiner Kinder (und mein erhoffter Lerneffekt!): einmal sehen, hören, fühlen, wo die Eier herkommen! Dabei haben wir einen Einblick in alle Bereiche des Hofs bekommen und auch wir Großen haben einiges Neues erfahren. Speziell in Hermannsdorf ist die seit 2004 eingeführte "Symbiotische Landwirtschaft", die sich für uns so darstellte: Hühner leben auf der Weide mit den Schafen, Schweine stehen bei den Kühen. Einerseits "teilen" sie sich das Weidegras, indem z.B. die Schafe das lange und die Hühner das kurze bevorzugen. Andererseits beschützen die Schafe die Hühner vor Mardern oder Raubvögeln durch ihre pure Präsenz. Die Hermannsdorfer sagen, das solle "der Gesundheit und dem Wohlbefinden aller in dem System wirkenden Teile dienen - dem Boden, dem Wasser, den Pflanzen, den Tieren und den Menschen." Wir finden einfach: wie im Bilderbuch! Die Ferkel haben es uns natürlich besonders angetan: Auf der "Wöchnerinnen"-Station bleiben sie immerhin acht Wochen bei ihrer Mutter, und werden dann komplett als Wurf mit einem oder zwei anderen Würfen zu einer "Klasse" zusammengefasst, in der sie ihr Leben lang bleiben dürfen. Mit viel Platz und darum erstaunlich wenig Keilereien. Der Bauer hat uns gezeigt, was sie fressen und woran man sie schon äußerlich sofort von Schweinen aus konventioneller Haltung unterscheiden kann. Jetzt wissen wir was und finden: so ein schönes Schweineleben! Auch in der Bäckerei läuft alles wie im Bilderbuch: keine Portionierungsmaschinen, statt dessen frisch gemahlenes Mehl und handgedrehte Brote, die wir noch warm kosten durften. Im Wirtshaus gab es für alle eine ordentliche Bratwurst mit Kartoffelsalat. Wer länger bleiben will oder sogar ein Fest plant: es gibt auch "Feineres"!Bauernhof wie im Bilderbuch
Unser Bauernhof-Ausflug war eine tolle Erfahrung. Es war wirklich ein bisschen wie bei Michel aus Lönnerberga, so viel Idylle und Bauernhof-Romantik wie wir sie uns in unseren Bilderbuch-Phantasien ausgemalt hatten. Allerdings haben auch wir Großstädter gemerkt: ohne Fake! Hier wird gearbeitet, Brot gebacken, Vieh geschlachtet und verarbeitet... kein Museum, sondern ein echter Bauernhof! Karl Ludwig Schweisfurth, der Gründer der Hermannsdorfer Landwerkstätten beschreibt sein Anliegen so: Achtsamkeit im Umgang mit Boden, Wasser und Pflanzen, eine würdevolle Behandlung unserer bäuerlichen Nutztiere und Respekt für das alte, gewachsene Handwerk. Wir sagen: Ja, Herr Schweisfurth, das merkt man. Und schön haben sie es noch dazu und Spaß hatten wir sowieso!Unsere Bilder im Kopf
Und ich, die Großstadtmami? Manch einer könnte nach dem Anblick von Nutztierhaltung ja auch zum Vegetarier werden. Besonders, weil ich sowieso nicht so gerne und eher selten Fleisch esse. Aber hier nicht! Ich habe auch einiges auf unserem Ausflug dazugelernt und mir vorgenommen, noch bewusster beim Einkaufen von Lebensmitteln zu sein: lieber seltener, dafür Bio. So ernähren wir uns eigentlich sowieso, aber der Bauer hat es für mich noch einmal total schlüssig erklärt: der Kunde entscheidet schlussendlich, ob das Tier überhaupt zur Welt kommt - indem er Fleisch essen will. Und er entscheidet auch, wie das Tier gelebt hat - indem er das hochwertigere (und natürlich teurere) Bio-Produkt kauft. Wusste ich denn genau, wo unsere Eier herkommen? Eigentlich nicht. Auch ich habe viel meines Bauernhof-Wissens ja eigentlich nur aus Kinderbüchern! Nun haben wir alle die richtig echten und zum Glück sogar schönen Bilder dazu im Kopf: ein Bauernhof wie aus dem Bilderbuch!Informationen:
Hermannsdorfer Landwerkstätten Hier gibt es aktuelle Details und einen Überblick über die Führungen. Ganz besonders lockt uns als Nächstes das Erntedankfest! Wann: täglich geöffnet, Termine und Veranstaltungen ab 9.00 Uhr (teilweise mit Anmeldung) Wo: Hermannsdorfer Landwerkstätten, Herrmannsdorf 7, 85625 Glonn Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen will, muss mit der S-Bahn nach Grafing Bahnhof und fährt mit dem Bus 440 in Richtung Glonn. In Westerndorf aussteigen und dann etwa eine Viertelstunde über eine schmale Straße zwischen Maisfeldern hindurchlaufen. Eintrittspreis: der Besuch des Hofs ist frei, für Veranstaltungen z.B. bei "Führung für Kinder": 7 € für Erwachsene, Kinder 3,50 €Wer übrigens bei unseren Ausflügen und Unternehmungen immer aktuell dabei sein will: mehr von mir und meiner Familie seht Ihr auf Instagram oderFacebook. Ich freue mich auf Euch!